Am 2. Oktober startete in Morombé ein 10tägiges Seminar für über 100 Jugendliche aus der ganzen Diözese. Ziel ist es u.a., den Austausch unter ihnen zu fördern und sie dazu zu animieren, sich für die Gemeinschaft zu engagieren und Verantwortung zu übernehmen. Sie sollen später in ihren Pfarreien andere Jugendliche begleiten und anleiten.
Nachdem das erste Gebäude bereits fertig gestellt wurde, gehen auch die Arbeiten am zweiten Gebäude zügig voran. Nach den Fundamenten erfolgt der Aufbau der Wände mit Hilfe eines einfachen Gerüstes aus Ästen.
Nach einer kurzen und schweren Krankheit ist P. Georges Zehnder am 27. April im Spital Ilafy in der Hauptstadt Antananarivo verstorben. Er war am 20. April bereits krank von seiner Missionsstation nach Tuléar gereist und wurde anschliessend ins Spital in die Hauptstadt gebracht, wo er an den Folgen einer Darm- und Lungenentzündung starb.
P. Georges war noch Ende letzten Jahres auf Heimaturlaub in der Schweiz und traf sich im Dezember mit dem Vorstand des Vereins. Kurz nach seiner Rückkehr verfasst er einen Bericht, wo er sich zu Entwicklungen in Madagaskar und in der Kongregation äusserte – fast schon eine Art Résumée seiner 47 Jahre, die er als Missionar in Madagaskar verbracht hatte.
P. Georges Zehnder wurde am 10. April 1940 in Birmenstorf geboren und hatte vier Geschwister. Nach der Primarschule absolvierte er das Kollegium der MSF in Nuolen, das er 1961 mit der Matura abschloss. Nach dem Philosophie- und Theologiestudium in Fribourg und seinem Noviziat in Mühlbach (D), wurde er am 30. März 1969 zum Priester geweiht. Im September 1970 reiste er als Missionar nach Madagaskar, das er in der Folge nur noch für Heimaturlaube verlassen sollte.
Das Verwaltungsgebäude ist fertig und konnte eingeweiht werden. Gleichzeitig wurde auch der Grundstein gelegt für das Gebäude mit den Schulzimmern. Somit schreitet das Projekt planmässig voran.
Auf unserer Projektseite finden sich noch mehr Bilder des Projektes.
In einer ausführlichen Chronologie zeichnet P. Xaver Müller die Geschichte der Schweizer Madagaskar-Mission der MSF nach. Darin wird klar, was auch im Bild unten sichtbar ist: Inzwischen sind die meisten Schweizer Missionare zurückgekehrt oder aber gestorben; die Stabsübergabe an die einheimischen Verantwortlichen hat schon länger stattgefunden.
Der Bau der Schulhäuser schreitet voran; das erste Gebäude ist fast schon vollendet. P. Benjamin begleitet die Arbeiten als Projektverantwortlicher eng und sorgt für den guten Kontakt zu den Ausführenden.
Georges Zehnder wirkt seit 47 Jahren als Missionar der Heiligen Familie in Madagaskar. Nach einem Heimaturlaub Ende 2017 und Anfang 2018 verfasste er folgenden Text und hielt darin Gedanken zu Entwicklungen in Madagaskar und innerhalb der Kongregation fest. Und er beklagt eines der grössten Übel Madagaskars: Korruption.
Madagaskar, die grosse Insel im Indischen Ozean, Fläche: 580″000 km2, grösser als Deutschland, hat sich vor 150 Millionen Jahren vom afrikanischen Kontinent getrennt, Madagaskar ist die viertgrösste Insel der Welt. Von den über 10’000 verschiedenen Blütenpflanzen und den über 100 Säugetierarten sind jeweils 80 Prozent endemisch. Mit dem starken Wachstum der Bevölkerung, der Viehhaltung, dem Raubabbau der Tropenhölzer und der unkontrollierten Brandrodung verschwinden viele Tierarten.
Bevölkerungswachstum und Armut
1970 betrug die Bevölkerung 6 Millionen, 18 Millionen waren es um 2008 und heute 2017 schätzt man die Zahl der Bewohner auf 23 Millionen. Diese starke Bevölkerungszunahme ist eines der Hauptprobleme von Madagaskar. Auf 100’000 Personen gibt es schätzungsweise 15 Ärzte, kaum 50 Prozent der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser, fast jedes Jahr gibt es zu Beginn der Regenzeit Pestfälle, dieses Jahr besonders in der Hauptstadt Antananarivo. Noch mehr verbreitet ist die Lepra.
Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt, von 10 Madagassen leben 8 mit weniger als 2.- Schweizer Franken pro Tag. Die Ahnenverehrung ist weit verbreitet und bleibt auch im Christentum noch sehr lebendig. Ungefähr 45% der Bevölkerung sind Animisten (Naturreligion), 50% sind Christen, davon ungefähr die Hälfte Katholiken, die Hälfte Protestanten, es gibt auch viele Sekten, etwa 4 % sind Muslime.
Die Kirche Morombé wurde madagassisch
47 Jahre bin ich in Madagaskar, hie und da werde ich gefragt: Was ist das Resultat deiner Arbeit? Über persönliche Niederlagen und Erfolge, es gibt ja in jedem Leben beides, möchte ich mich nicht ausführlich äußern, jedenfalls sind die positiven Eindrücke stärker, sonst wäre ich im Januar 2018 nicht mehr zurückgekehrt.
Es gibt 22 Diözesen in Madagaskar, die Diözese Morombe befindet sich im regenarmen, nicht sehr fruchtbaren Südwesten der Insel. Als ich 1970 in Morombe ankam waren wir 20 Priester, wir alle waren Schweizer von der Kongregation «Hl. Familie» (MSF – Werthenstein). Heute wirken in der Diözese 32 Priester, davon sind 8 MSF-Priester (2 Schweizer, 2 Polen, 4 Madagassen) und 23 madagassische Diözesanpriester, diese stammen alle aus der Gegend von Morombe. Die Kirche Morombé ist also madagassisch geworden, gut integriert, ein erfreuliches Resultat.
Schlechte Regenzeit führt zu Schulschliessungen
Die acht großen Schulen der Hauptstationen (total 9000 Schüler) sind selbsttragend, mit dem Schulgeld können die Lehrerlöhne bezahlt werden, aber nicht die Kosten für Schulmaterial oder Neubau. Insbesondere die kleineren Schulen auf dem Land in Buschdörfern sind noch auf Hilfe angewiesen, viele von diesen mussten in der letzten zeit geschlossen werden. Es gibt verschiedene Gründe dafür: Die Regenzeit 2016/17 war sehr schlecht, zu wenig Regen, schlechte Ernte, viele Familien können daher das Schulgeld für den Lehrerlohn nicht mehr bezahlen. Mit Hilfe vieler Wohltäter kann ich für 150 Kinder das Schulgeld übernehmen aber mehr ist nicht mehr möglich.
Korruption und Ochsendiebstahl
Leider haben Raubüberfalle im letzten Jahr stark zugenommen, einige Dörfer wurden aufgegeben, die Bewohner zogen in andere Ortschaften. In der Pfarrei Ankazoabo überleben nur vier von den 14 Schulen in den Broussedörfern.
Ein sehr großes Problem ist die Korruption. Dorfvorsteher, Volksvertreter, Polizei, Minister, alle sind darin verwickelt, es ist aussichtslos, dieses verheerende Übel zu überwinden wenn nicht ein ‘sauberer’ Präsident an der Staatsspitze steht.
Ochsenraub ist eine Landplage, früher war dies eine Art Sport, eine Mutprobe für junge Burschen, aber die gestohlenen Ochsen blieben in der Gegend und wurden oft wieder zurückgestohlen, jetzt aber werden die Tiere von Händlern eingekauft und nach der Insel La Reunion oder Mauritius verfrachtet. Dies wäre ein unmögliches Unternehmen, wenn nicht hohe Funktionäre dahinter stünden und die Diebe schützten.
Die Kirche hat ein großes moralischen Ansehen, die Briefe der Bischöfe , besonders jener vom Monat Mai 2017, war lange Zeit ein großes Thema in den Zeitungen und bei allen Radiostationen. Darin wurde die Korruption auf allen Ebenen bis in die Ministerbüros angeprangert. Spektakuläres kann nicht erreicht werden aber sie regt zu Besinnung an.
Moringabäume zur Stärkung
Ich habe mein Amt als Pfarrer abgegeben und einem jungen Madagassen-Priester übergeben. Ich bin noch, mitarbeitender Priester (wie man in der Schweiz sagen würde). Ich besuche die Aussenstationen in der näheren Umgebung, das sind 4 Buschschulen und 7 Kirchen und überwache ‘meine’ Moringabäume. Wir haben 300 Moringabäume gepflanzt, ein Baum, der sehr reich an Calcium und Vitaminen ist und dessen getrocknete Blätter ein sehr gutes Stärkungsmittel vor allem für unterernährte Kinder sind.
So werden Spenden von P. Georges eingesetzt
Unterstützung, die ich erhalte, wird folgendermassen eingesetzt: 1) Kindern den Schulbesuch ermöglichen, 2) 5 jungen Leuten weiterhelfen, damit sie ihre Lehre als Krankenpfleger beenden können. 3) Wir wollen für unsere schulentlassenen jungen Leute Kurse organisieren bezüglich: Verantwortung für die Dorfgemeinschaft und Umwelt und neue Anbaumethoden, es gibt Hilfswerke die solche Kurse anbieten, 4) nach Möglichkeit besorgen wir Kranken Medikamente oder bringen sie ins Spital nach Toliara.
Kurz nach Neujahr erhielten wir Post aus Tuléar: Die Schwestern von St. Paul aus dem „Heim der Hoffnung“ wünschen uns zusammen mit den Behinderten ein glückliches neues Jahr und danken für die Unterstützung, ein Dank, den wir gerne direkt an Sie, liebe Spenderinnen und Spender weiterleiten! Eingescannte Fotos liefern einen kleinen Einblick in den Alltag und die Weihnachtsfeier im „Akan Fanantenana“:
Am 8. Februar trafen sich der Vorstand von miray und zwei Vertreter der MSF Schweiz mit P. Maurice, Provinzial der MSF in Madagaskar. Ziel des Treffens war, im direkten Austausch die Anliegen des Vorstandes vorzubringen und dabei vor allem auf die zunehmende Bedeutung der projektbezogenen Unterstützung hinzuweisen. P. Roman, Präsident von miray betonte, dass die Hilfe für die Armen immer ein wichtiger Bestandteil der Mission gewesen sei; Ziel sei eine Kirche, die den Armen helfe.
Im Gespräch mit P. Maurice zeigte sich, dass sich die MSF in Madagaskar der veränderten Situation bewusst sind, dass es aber noch einiges an Zeit und Arbeit braucht, bis alle Pater in Madagaskar bereit sind und Projekte ausarbeiten können, die der lokalen Bevölkerung nachhaltig helfen. Die ersten Schritte sind allerdings getan: Die Partnerorganisation unter Leitung des Ökonomen der MSF, P. Richard, ist im Aufbau begriffen und im Juli 2017 ist eine Ausbildungssequenz geplant.