Der Schwerpunkt der konkreten Projekte von miray lag bis anhin auf der Bildung. Nebst dem Bau von Schulhäusern wurden 2019 auch zwei aussergewöhnliche Projekte unterstützt, die über das ‚übliche‘ Schulwesen hinausreichten.
Zu den Herausforderungen von Entwicklungsarbeit gehört es, Projekte zu finden, welche die Lage der Bevölkerung in Madagaskar langfristig verbessern. Die Unterstützung von Bildungseinrichtungen ist dabei – nebst der kontinuierlichen Finanzierung von Schulen über die Beiträge beispielsweise an das Bistum in Morombé – unserer Meinung nach ein gutes Mittel. Entsprechend wurde im Jahr 2019 das Schulhaus in Iavomanoro im Hochland in der Nähe von Ambalavo eingeweiht; ein schönes Beispiel, wie Eigenleistungen der lokalen Bevölkerung mit externer finanzieller Unterstützung Hand in Hand gehen können. Ähnliches gilt für das gerade fertiggstellte Schulhaus in Andranopasy im Südwesten Madagaskars, nördlich von Morombé gelegen. Erstellt wurden drei Klassenzimmer und damit hoffen die Projektverantwortlichen vor Ort, einen „kleinen Baustein“ zur Verbesserung des Lebens der Bevölkerung zu leisten, wie es in der Projektbeschreibung heisst.
Nebst der schulischen Bildung wurden 2019 auch zwei ganz besondere Projekte unterstützt. Beim einen wurden junge Leiter/-innen während eines mehrtätigen Seminars auf verschiedenen Ebenen gebildet. Wir sind gespannt, welche Früchte dieses Projekt hat, denn wir erhoffen uns zusammen mit den Verantwortlichen vor Ort, dass daraus konkrete Projekte entstehen, welche die jungen Kursteilnehmer/-innen in ihren Dörfern umsetzen.
Schliesslich fand im September 2019 auch ein Teil der Ausbildung von Katecheten statt. Hier unterstützte miray denjenigen Ausbildungsteil, der sich mit verschiedenen sozialen und ökonomischen Fragen befasste. P. Séraphin, Mitglied unserer Partnerorganisation miray-mada beschrieb, wie sich die 29 Teilnehmer/-innen sowohl mit einer Verbesserung der Methode zum Reisanbau wie auch mit ökonomischen Fragen der Haushaltführung und mit ökologischen Themen auseinandersetzten (hier ist der Bericht einsehbar). Ein schönes Beispiel, wie breit in Madagaskar dank unserer Partnerorganisation gedacht wird – und wie sinnvoll Hilfsgelder eingesetzt werden können.
Ausblick
Über Sinn und Zweck von Entwicklungszusammenarbeit wurde und wird viel geschrieben. Richtet Entwicklungshilfe vielleicht mehr Schaden an, als sie nützt? Welche Art von Entwicklungshilfe ist nachhaltig? So berichtete die Sendung „Einstein“ vom 7. November über einen spannenden Ansatz zur Armutsbekämpfung, bei dem einer Familie bedingungslos Fr. 1000.- zur Verfügung gestellt wird. Und auch die diesjährigen Nobelpreisträger für Ökonomie setzten sich mit der Frage auseinander, wie die Armut bekämpft werden kann. Sie gehen dabei den Weg der kleinen Schritte. Nach Forschungen in Kenia kamen sie beispielsweise bei der Frage, wie man die Ausbildung verbessern könnte, zu einem verblüffend einfachen Schluss: „Nicht Geldmangel ist das Kernproblem. Stattdessen war der Unterricht nicht gut auf die Kinder abgestimmt, Lehrer erschienen teilweise gar nicht.“ (Neue Luzerner Zeitung, 15.10.2019, S. 11).
Da miray einen Schwerpunkt auf der Bildung hat, stellt sich auch für uns die Frage, ob wir – nebst der Unterstützung von Bildungseinrichtungen oder von Lehrgängen von Katecheten – einen Schritt weitergehen müssen, ob es beispielsweise Sinn macht, in die Bildung von Lehrer/-innen zu investieren. Diese Diskussion wird uns im Jahr 2020 weiter beschäftigen, immer mit dem Ziel vor Augen, die Situation der Bevölkerung in Madagaskar nachhaltig zu verbessern.
Und damit wünschen wir Ihnen allen ein gutes neues Jahr 2020! Und wir beschliessen das Jahr mit einem musikalischen Grusswort von Schulkindern in Anjoma, die ein Lied vortragen, das sie von Brenda de Beus gelernt haben, die während sechs Monaten in Madagaskar im Rahmen von voyage-partage unterwegs war: